Bebel

Bebel
Bebel,
 
1) August, Politiker, * Deutz (heute zu Köln) 22. 2. 1840, ✝ Passugg (bei Chur) 13. 8. 1913; Drechslermeister, schloss sich 1861 in Leipzig der Arbeiterbewegung an. 1865 wurde er Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins, 1867 des »Verbandes der deutschen Arbeiterbildungsvereine«. 1866 gründete er mit W. Liebknecht die »Sächsische Volkspartei«; im selben Jahr wurde er als Kandidat dieser Partei in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. Unter dem Einfluss Liebknechts wandte sich Bebel dem Marxismus zu und trat innerhalb der Arbeiterbewegung als scharfer Kritiker F. Lassalles und des von ihm programmatisch geprägten »Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins« (ADAV) hervor. Auf marxistischer Grundlage rief er 1869 in Eisenach gemeinsam mit Liebknecht die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« (SDAP) ins Leben. Bebel stieg in der Folge zum unbestrittenen Führer der deutschen Sozialdemokratie auf und konnte ihren inneren Zusammenhalt v. a. während ihres Verbots durch die Reichsregierung (»Sozialistengesetz«, 1878-90) festigen. 1875 trug er maßgeblich zur Vereinigung von SDAP und ADAV zur »Sozialistischen Arbeiterpartei« (SAP) in Gotha bei. Nach Gründung des Deutschen Reiches (1871) war er (mit Unterbrechung 1881-83) bis 1913 Mitglied des Reichstags und 1881-91 zugleich Mitglied des Landtags in Sachsen. Er wurde 1872 (mit Liebknecht) wegen Vorbereitung des Hochverrats und Majestätsbeleidigung, 1886 wegen Geheimbündelei zu Festungshaft verurteilt.
 
Im Zuge der Neuorganisation der deutschen Sozialdemokratie (nach 1890) im Rahmen der »Sozialdemokratischen Partei Deutschlands« (SPD) beteiligte er sich 1891 maßgeblich an der Formulierung des Erfurter Programms. Im Richtungskampf innerhalb der SPD wandte er sich entschieden gegen den Revisionismus E. Bernsteins; er setzte sich für den Gedanken des Klassenkampfes und der internationalen Solidarität des Proletariats ein. Gegenüber den linken radikalen Ideologen in der SPD betonte er die wechselseitige Abhängigkeit von theoretischer Übernahme des Marxismus und politischen Praxis. Unter Bebels Führung entwickelte sich die SPD zu einer Massenpartei.
 
Werke: Unsere Ziele (1870); Die Frau und der Sozialismus (1879; 551946; Neuausgabe 21985); Die Sozialdemokratie und das allgemeine Wahlrecht (1895); Aus meinem Leben, 3 Bände (1910-14).
 
 
H. Wendel: A. B. (1923, Neuaufl. 1948);
 H. Hirsch: A. B. in Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (1973);
 W. Jung: A. B. (1986);
 B. Seebacher-Brandt: B. Künder u. Kärrner im Kaiserreich (21990).
 
 2) Heinrich, Humanist, * Justingen (heute zu Schelklingen, Alb-Donau-Kreis) 1472, ✝ Tübingen 1518; studierte 1492 in Krakau, 1494 in Basel bei Sebastian Brant, wurde 1496 Professor der Rede- und Dichtkunst in Tübingen; 1501 in Innsbruck von Kaiser Maximilian I. zum »Dichter« gekrönt. Mit zahlreichen, oft gedruckten lateinischen Schriften erwarb sich Bebel als Bildungsreformer (Lateinlehrbücher, »Comoedia de optimo studio iuvenum«, 1501), als Patriot (»Oratio de laudibus Germaniae«, 1501), Lyriker und Zeitkritiker (Oden, Hymnen, allegorische Satire »Triumphus Veneris«, 1509) einen Ruf. Dauernden Nachruhm erreichte er als Sammler deutschen Spruchguts (600 »Proverbia Germanica«, 1508) und, angeregt durch Poggio di Guccio Bracciolini, Schöpfer volkstümlicher Schwänke (3 Bände »Facetiae«, 1514).

Universal-Lexikon. 2012.

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